Kunstaktion "Wachsender Adventskalender" - Tag 3

Hommage an einen unbekannten Schildermaler - "Die Werbung für das Remake von King-Kong erinnerte mich an den Schildermaler, der in meiner Kindheit für das Gloria-Kino in Düsseldorf-Oberkassel per Hand - wie das damals üblich war - die riesige Werbetafel über dem Eingang des Kinos zu malen hatte. Ich besuchte ihn oft in seinem ungeheizten Schuppen, um ihm bei seiner faszinierenden Arbeit zuzusehen. Er war immer in Eile, so wie ich bei meiner Kalenderarbeit, hatte ein winzige Vorlage und sollte "was rüberbringen von dem Film". "Das ist nur mein Broterwerb!" Daneben malte er, wenn er Zeit hatte, feine pointillistische Bilder, die niemanden interessierten und die, als er starb, mit allem seinem Plunder auf den Müll geschmissen wurden." (Wilhelm Schiefer, Kaarst)

"Ach der alte King Kong, ein Veteran unter den Horrorfiguren. Da wird er wieder aus der Kiste geholt, muss sein Unwesen treiben und jungen Frauen Angst und Schrecken einjagen.
King Kong - der Schreckliche! Ist das nicht grober Unfug? Welcher Affe bedroht uns wirklich? Ist es nicht umgekehrt so, dass wir hunderte von Affen quälen, um wissenschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen, dass Menschen die Monster in manchem Affenleben sind und dass der Affe keine Möglichkeit hat, sich dieser Qualen zu erwehren? Ist der Film nicht ein völliges Auf-den-Kopf-stellen der Verhältnisse?
Zu Weihnachten wünsche ich mir, dass wir Menschen es lernen, den Tieren mit Respekt zu begegnen. Dann werden wir es auch lernen, die tierischen Anteile unserer eigenen Natur zu respektieren und das wird uns gut tun." (Utz Peter Greis, Düsseldorf)

"Irgendetwas Schwarzes und Bedrohliches legt dem Mensch – ist es ein Mann oder eine Frau? – die Hand auf die linke Schulter. Er/sie knickt nach vorne ein, die Arme hängen schlaff herunter. Weil´s ein Adventzyklus ist, könnte die weiße Figur Maria sein. Aber Gabriel, der Bote Gottes, als nicht zu definierendes, vielleicht sogar brutales Wesen? Sicher, Gottes Handeln an Maria war "brutal". Das kann es aber nicht sein! Was also? Ich weiß es einfach nicht. Angst in der schwarzen Dunkelheit? Bedrohung durch etwas, was ich nicht kenne? Wenn man Schiefers Arbeiten über die Jahrzehnte hin kennt, könnte dieses Bild eine Variante seines Menschenverständnisses sein: Hört auf mit Brutalität gegen den anderen.- Für dieses Bild brauche ich Zeit." (Dr. Karl Remmen, Neuss)

Der erste Eindruck: Eine zerbrechliche Frau, mit einem Kopf, der zu zerstieben droht. Die Grenzen nach außen sind unscharf, seltsame Partikel fliegen umher. Ausdruck einer Paranoia? Die Frau wirkt nicht ängstlich, sondern verwirrt, hilflos. Es scheint sich etwas über ihren Hals und ihre linke Schulter zu legen oder nach ihr zu greifen. Da: das Bild verändert sich mit einem Schlag. Die umherfliegenden Partikel werden zu einem Riesengesicht, zum Gesicht eines Ungeheuers. Nur unscharf, mehr zu ahnen als zu erkennen. Dies aber ist deutlich: das Wesen ist nicht aggressiv, fletscht nicht die Zähne. Der Ausdruck des Gesichts bleibt unbestimmt. Aber was ist dieses Monster? Realität oder Produkt der überbordenen Phantasie der Frau? Was auch immer, dieses Unheimliche, Außermenschliche wird nicht abgewehrt, es gibt kein plötzliches Erschrecken. Die Körperhaltung der Frau drückt am ehesten Unentschie-denheit, Ratlosigkeit aus. Der Kopf der Frau jedoch zeigt in dieser nächtlichen Szene die verstörende Wirkung dieses übermächtigen Unheimlichen. (Helmut Engels)

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© Wilhelm Schiefer (2002)