Kunstaktion "Wachsender Adventskalender" - Tag 17

Ein Schlittschuhlaeufer in ekstatischer Bewegung.
Woher kommt er, wohin will er? Er verraet es nicht, doch weiss er es selbst?
Advent sei die Zeit der Besinnung, lehrten uns die Altvorderen.
Besinnung worauf? Kann hektische Betriebsamkeit schon "Sinn" sein?
Der Kalender wirft Fragen auf.
(Dr. Otto Kerner, Mathematiker)

Erinnerungen werden wach – direkt nach dem Krieg gab´s nur Holzschuhe aus Pappelholz. Draht fanden wir irgendwo und nagelten zwei Drähte parallel unter jeden Schuh. Die Gräfte rund um das nahegelegene riesig große Gut war zugefroren – alle liefen „Schlittschuh“, tagelang. Nur aufpassen mussten wir bei den niedrigen Brückenbogen zur Toreinfahrt – notfalls auf dem Bauch drunter weg. – Jahre später mit den eigenen Kindern erste Versuche des Schlittschuhlaufens auf dem Stadtgartenteich. Warum friert es eigentlich so wenig heute? Kein Eis, kein Schnee, der mal länger liegen bleibt zum Rodeln – schade! (Dr. Karl Remmen, Neuss)

Zugegeben: ich fahre gern Schlittschuh. Aber der Schlittschuhläufer von Wilhelm Schiefer hat mich nicht an heitere Stunden auf dem Eis erinnert, er hat mich nachdenklich gemacht. Diese gesichtslose, geduckte Gestalt genießt nicht das Gleiten auf dem Eis. Sie wirkt gehetzt, sie flieht. Sie flieht vor etwas Unbestimmtem, das nach ihr zu greifen scheint. Die Frage drängt sich auf: Wovor flieht, wer Sport treibt? Flieht er vor dem Alltag, vor belastenden Gedanken, vor Verantwortung? Flieht er vor dem Älterwerden oder gar vor dem Tod? (Helmut Engels)

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© Wilhelm Schiefer (2002)