Kunstaktion "Wachsender Adventskalender 2006" - Tag 24

Als ich das Bild von der Schwangeren - in Gedanken an die heilige Familie von Bethlehem versunkene - Frau erhielt, las ich gerade im Blick auf meine Weihnachtspredigt einen Artikel in einer Zeitschrift mit dem Titel: "Leben aus dem Herzschlag Gottes". Daraus ein kurzes Zitat:
"Im Kind in der Krippe wird die Liebe Gottes sinnfällig. In ihm nimmt sie menschliche, sichtbare, leibliche Gestalt an. Das Kind in der Krippe ist die Frucht der Liebe Gottes zur Welt. Ganz so, wie jedes Neugeborene die Frucht der Liebe von Mann und Frau ist... Die Theologie der Liebe ist eine weihnachtliche Theologie. Bei Lichte bestehen ist ihr schönstes Symbol nicht das Kind in der Krippe, sondern der schwangere Leib Mariens - und mit ihr einer jeden Frau."
Ich wünsche der schwangeren Frau eine glückliche Geburt und ihrem Kind eine herzliche Freundschaft zum Kind in der Krippe.
Dr. Kurt Peter Gertz
Kath. Pfarrer in Kaarst

Das Gesicht verzückt beim Gedanken an das künftige Da-Sein zu Dritt, die Hände das neue Leben in ihrem Bauch sicher umschließend - die junge Frau träumt, ist dennoch ganz im Hier und Jetzt verankert, denn Hände und Haltung signalisieren schon, was Lebensinhalt eines jeden erwachsenen Menschen sein sollte: ein Kind zu schützen.
Auch Maria wird geträumt und gehofft haben, als sie ihr Kind noch in sich trug. Vielleicht weiß sie, dass es eine schwere Bürde auf sich nehmen wird, aber in diesem Moment hat sie es vergessen, ist einfach nur eine Mutter, die ihr kleines Baby schützen will und voller Freude an seine Geburt denkt.
Helga Bittner                                                                                             NGZ-Kulturredakteurin

Eine junge schwangere Frau sitzt vor dem Nachthimmel, fühlt mit den Händen nach ihrem Kind, lächelt in sich hinein und denkt an Maria und Joseph mit dem Christuskind in der Krippe. Das Gesicht der jungen Frau strahlt Zuversicht und Freude aus. Ich glaube, dass der Gedanke an die Geburt Christi der jungen Frau Mut und Kraft gibt, eine schwierige Situation zu bestehen, oder es ihr möglich macht, ihrem Kind Mut und Kraft mit auf den Lebensweg zu geben.
Utz Peter Greis

Das Bild zum 24. Tag spannt den Bogen zum ersten Bild: Die Menschwerdung des Wortes. Auch wir schlagen deshalb den Bogen zu unserem Kommentar vom ersten Tag und fügen hinzu:
Am Anfang steht das Leben! Die Achtung vor dem geborenen und dem noch ungeborenen Leben. Aber das reicht nicht. Achten wir darauf, dass die Welt, in die hinein ein Kind geborenen wird, lebenswert und das Leben liebenswert bleibt oder wieder wird. Der Schöpfungsgedanke könnte auch die kulturellen und religiösen Unterschiede in der einen Menschheit überbrücken helfen und auch das ökonomische und ökologische Denken versöhnen.
Ilse und Ludwig Petry, Meerbusch

Glück, Zuversicht, frohe Erwartung - die junge Frau ist in Gedanken ganz bei ihrem Kind und ihrer Familie. Die Welt um sie herum scheint vergessen. Ungewisse Zukunft, Gefahren, Aufbruch in ein neues, unbekanntes Leben - die werdende Mutter, die Wilhelm Schiefer zeigt, kann das nicht erschüttern. Einen besseren Start ins Leben kann es für ein Kind kaum geben, da werden die materiellen Lebensumstände zweitrangig. Woher nimmt die Schwangere ihre Zuversicht? Sie denkt an die Geburt Jesu. Vertrauen, Kraft geschöpft aus dem Glauben. "Behüte mich wie einen Augapfel, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel" (Psalm 17,8) - Gott verspricht diesen Schutz jedem einzelnen. Wer darauf vertrauen kann, wer dieses Versprechen annimmt, schöpft Kraft und Energie auch für die neue Rolle als Mutter (oder Vater), die wiederum letztlich nichts anderes bedeutet: Schutz geben wie unter großen Flügeln. Das ist - alle Eltern werden diese Erfahrung früher oder später machen - keine leichte Aufgabe...
Frank Kirschstein

In stiller erwartung auf ein neues leben; hoffnung und frieden, das vermittelt das bild und das sind die dinge, die wir menschen uns wohl am meisten wünschen.
Anneli Palmen

Unser Weihnachtsbaum im Wohnzimmer ist geschmückt, die Krippe mit Moos aus dem Westerwald reichlich ausstaffiert, in dem die Schaf- und Ziegenherde mit ihren Hirten und Hunden sich um die beiden Ställe scharen.. Nun warten wir auf unsere Familie zur Bescherung. Da passt dieses letzte Bild des Künstlers zum Wachsenden Adventskalender wunderbar in unsere Gedanken. Die werdende Mutter strahlt innig vor Glück über die bevorstehende Geburt ihres Kindes. Schützend bedeckt sie das werdende Leben. Sie denkt an die Heilige Familie und freut sich, bald selbst dafür Verantwortung zu tragen. Auch wir sind am Ende eines Weges durch den Advent mit dem Künstler, der uns Höhen wie Tiefen nicht ersparte. "Das Krippenkind zerbricht alle bisher gültigen Maßstäbe. Gott ist in diesem Kind so sichtbar Mensch geworden, dass er alle Zeichen menschlicher Unfreiheit und Hilflosigkeit an sich trägt, dass er als kleines gewickeltes Krippenkind in einem Stall in die Welt kommt" (FAZ vom 23.12.2006 "Aus den Fesseln befreit" von Heike Schmoll).
Sabine und Herbert Jacobs

Den größten Teil des Bildes nimmt eine sitzende, hochschwangere Frau ein. Ihr Körper mit seinen ausgeprägt weiblichen Rundungen und der stillbereiten Brust leuchtet weiß vor dem schwarzen, den Sternenhimmel andeutenden Hintergrund, ihr zur Seite geneigter, fast auf der rechten Schulter ruhender Kopf ist mit geschlossenen Augen träumerisch dem über ihr sich wölbenden Himmel zugewandt. In der dunklen Höhle ihres Bauches, dem ihre gespreizten Beine Platz geben und den sie mit ihren Händen schützend und stützend hält, sehen wir weiß dargestellt das ungeborene Kind in der für die letzten Schwangerschaftswochen typischen Stellung wie wir es z.B. aus Ultraschallaufnahmen kennen. Auch die Darstellungsart von Gesicht und Frisur lassen an eine schwangere Frau in der heutigen Zeit denken.
Der Künstler Wilhelm Schiefer gewährt uns aber nicht nur einen Einblick in den Bauch der Frau, sondern auch in ihre Gedanken, die uns nahe legen, dass es sich bei der Schwangeren um Maria handelt, die an das bevorstehende Weihnachtsereignis denkt, die Geburt ihres Sohnes Jesus Christus im Stall zu Bethlehem. Die Hinwendung ihres Kopfes zum Himmel und die Verortung der Gedankenszene im Himmel deuten auf eine Hinwendung zu dem göttlichen Vater des Kindes und allgemeiner auf die kosmische Bedeutung des Ereignisses.
Mir erscheint dieses letzte Bild von Wilhelm Schiefers grandiosem Adventkalender wie ein erlösender harmonischer Schlussakkord am Ende eines komplexen, von Rätseln und Dissonanzen durchzogenen Musikstücks. Ganz beglückend wird hier die kurz bevorstehende Geburt Christi visualisiert.
Es ist überraschend, dass die Mutter Gottes nicht mit dem Jesuskind auf dem Schoß dargestellt ist, wie wir es gewohnt sind, sondern mit dem noch ungeborenen Sohn in ihrem Schoß. Die Mutter, das Leben-spendende weibliche Element steht ganz im Mittelpunkt des Bildes. In dem Gedankenfeld beugt Josef das Knie nicht nur vor dem Jesuskind in der Krippe, sondern auch vor der Frau, die es geboren hat. Es bleibt aber auch letztendlich wie vor jeder Geburt eine gewisse Unsicherheit, ob das Baby wirklich lebend und gesund zur Welt kommen wird - ob Jesus wirklich geboren werden wird und - seine Weisung erfüllend - uns erlösen wird.
Vielleicht mag man sich auch in Anbetracht manch düsterer Bilder von Wilhelm Schiefers Adventkalender wundern über die so uneingeschränkt positive Darstellung der bevorstehenden Geburt Christi. Der Künstler verzichtet z.B. ganz auf Symbole des Jesus und auch Maria bevorstehenden Leidensweges, wie wir sie aus vielen Bildern kennen. Wilhelm Schiefer betont die große Hoffnung, die auf dem Neuanfang durch die Geburt des Kindes ruht.
Ich denke, dies ist ein Zeichen eines trotz aller bestehenden Besorgnisse und Kritik, trotz aller pessimistischen Gedanken tief verwurzelten Glaubens an den Sieg des Guten und die Überwindung des Bösen. Wer einmal selbst auf die Geburt eines Kindes gewartet hat, der weiß, dass kurz vorher in der freudigen Erwartung alle dunklen Ereignisse in den Hintergrund treten.
Ich glaube, die Bedeutung des Bildes weist noch hinaus über die Darstellung des christlichen Ursprungsereignisses. Geschichten über die Geburt eines göttlichen Kindes gibt es auch in anderen Religionen und Mythologien. Gestern im Radio hörte ich die Formulierung vom "weltumspannenden Mythos des göttlichen Kindes". Und noch allgemeiner trägt jede Geburt eines neuen Menschenlebens etwas von der Kraft, der Elementarität und der Hoffnung der Geburt in sich, die wir an Weihnachten feiern.
Ich wünsche uns allen für die nächsten Tage die Stimmung, die dieses letzte Bild von Wilhelm Schiefers Adventkalenders ausstrahlt.
Dr. Brigitte Splettstößer

Aus dem Angelus-Gebet der katholischen Kirche:
"...und sie empfing vom Heiligen Geiste" - Maria öffnet sich hingebungsvoll dem Geist Gottes.
"Und das Wort ist Fleisch geworden ..." - in ihrem Leib entwickelt sich
der Gottessohn in aller Begrenztheit und Abhängigkeit des Menschen.
"... und hat unter uns gewohnt." - im Stall - im Obdachlosenasyl - im
Flüchtlingslager!
Die Frage nach dem Sinn des Ganzen hat sich sicher auch Maria gestellt und bleibt für jeden von uns im Raume stehen!
Josef Grüning

"Vergangenheit und Gegenwart, Gegenwart und Zukunft - die Zeitebenen scheinen zur Ewigkeit zu verschmelzen. Die Fruchtblase im Bauch, die Gedankenblase über dem Haupt - hoffnungsvoll in Richtung Zukunft blicken. Das ist die Botschaft, eine Anregung für alle zum Weihnachtsfest."                                                                                      Dr. Christoph Pütz                                                                                                           NGZ-Redakteur für Kaarst

 „Maria in Erwartung der Geburt Jesu? Oder ein Symbol für jede hochschwangere Frau, die sich ein kleines Stück Familienfrieden erträumt?“, so die Gedanken von WZ−Volontär Peter Langer zum 24. Motiv des Adventskalenders von Wilhelm Schiefer. Westdeutsche Zeitung  -  23.12.2006


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© Wilhelm Schiefer (2002)