Kunstaktion "Wachsender Adventskalender 2006" - Tag21

Die Entscheidung, in die eine oder andere Richtung zu blicken,
entscheidet für den Moment, auch ... für ein gesamtes Leben.
Sandra Veneman

Großer, perfekter Auftritt, Hochglanz! Der strahlende Moment! Steht Ihre Inszenierung auch schon? Eingekauft? Geputzt? Die perfekten Geschenke in der perfekten Verpackung besorgt? Die richtige, glanzvolle Kleidung bereitgelegt? Weißer Damast und Kristall auf dem Tisch? Dann steht ja dem perfekten Moment für den perfekten Weihnachtsauftritt nichts mehr im Wege! Nur schnell ein Foto davon machen, denn wie lange hält die Perfektion? Und ist sie das, was wirklich wichtig ist?
Anja Helfenstein-Schäfer

"Gucci, Glanz und Gloria", 85 Jahre Luxus-Fummel und Accessoires der Edel-Marke aus Italien - NGZ und Rheinische Post erzählten die Geschichte des toskanischen Lederhandwerkers Guccio Gucci, aus dessen Geschäft für handgefertigtes Reisegepäck ein weltweit agierendes Modeimperium wurde. Madonna trägt Gucci am liebsten, wenn es heftig glitzert, Prinzessin Diana bevorzugte ganz einfache Modelle, zum Beispiel das schlichte Kleid in reinem Weiß, Understatement, das edle Nichts. Wilhelm Schiefers Bild zeigt eine typische Situation, wie sie die "schönen, Reichen und Berühmten" fast täglich erleben. An jeder Ecke lauert mindestens ein Fotograf, bereit, den "Promi abzuschießen". Immer lächeln, nicht aus der Rolle fallen, auch wenn es schwer fällt, mehr bleibt da nicht, ganz gleich, ob im Abendkleid beim Empfang oder in Jogginghose und Birkenstocklatschen an der Supermarktkasse. Immer mehr "Promis" wehren sich gegen solche Überfälle, drängen auf den Schutz ihrer Privatsphäre. Teilweise sich zu Recht, teilweise aber auch nur zum Schein, denn nichts nutzt gerade den vielen "Sternchen" in der medialen Glitzerwelt mehr als ein handfester Skandal oder die vermeintlich herzzerreißende Geschichte der Abwehr übereifriger Journalisten. Das soll Verfolgungsjagd auf Prinzessin Diana und andere nicht entschuldigen, aber: Die meisten "Opfer" der Regenbogenpresse sind gar keine. Denn es geht ja auch anders: "Auf leisen Sohlen wandelt die Schönheit, das wahre Glück und das echte Heldentum." (Wilhelm Raabe)
Frank Kirschstein

Am achten Tag „feierte“ Willi Schiefer schon einmal den Star und seine Fans als jubelnde, grapschende Menge. Heute: eine wohlproportionierte Diva lächelt – grinst verlegen(?) – in die anonyme Horde der Reporter/Hände und Kameras im völligen Dunkel. Geld und Ruhm, schnell verflüchtigten sie sich. Heute weltweit auf dem Bildschirm, morgen physischer Zusammenbruch: Aids, Alkohol, Drogen, Altwerden? Was bleibt? In einigen Tagen liegt ein kleines Kind in einer Krippe. Welch ein Gegensatz! Doch Seine Botschaft überdauerte bislang einige tausend Jahre und vergeht auch nicht.
Dr. Karl Remmen

Die Schöne und die Kameras - "Werd ich zum Augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön!" (Goethe, Faust I).                                                                                          Josef Grüning

Unter dem Titel "Adventlicht und Dunkel" schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17. Dezember 2006: "Advent feiern heißt warten können. Wir entzünden eine Kerze im Dunkel der Nacht. Doch wir warten auf ein Licht, das erst kommen soll. Der Messias wurde schon seit langem angekündigt". Doch wer ist diese Messianin (?; Feministinnen mögen uns verzeihen, wenn wir das weibliche Genus nicht kennen). Wir vernehmen das "Klick" der Kameraleute, begleitet vom hellen Blitzlicht. Jung, schön und reich schaut die Dame aus, dem Geschmack unserer Zeit entsprechend. Glück erstrahlt aus ihren Augen. Warum ist es gerade sie, wo es doch täglich so viele von ihrem Typ gibt? Könnte es Gabriele Pauli, die CSU-Landrätin in Fürth, sein, die Edmund Stoiber die Wiederwahl in Bayern vermasseln möchte, weshalb die Parteileitung in ihrem Privatleben herumstöbert, um sie botsam zu machen. Wir wissen nicht, welches Medienbild dem Künstler taggleich am Frühstückstisch in die Augen fiel. Lassen wir uns nicht von Trugbildern und Irrlehren verleiten, die "illusorische Abkürzungen auf dem Weg zum Glück verheißen", wie Papst Benedikt XVI. zu Weihnachten vom Vatikan in Rom aus zu 8000 Pilgern sagte. Sabine und Herbert Jacobs

Eine junge Frau, umringt von Fotografen, deren Gesicht man im Dunkel nicht sieht. Vielleicht ist das das Christkind im Traum eines Werbe-Fuzzys.
Utz-Peter Greis

Ich werde gesehen, also bin ich. Ich werde fotografiert, also bin ich.
Ich erscheine in den Medien, also bin ich. Ich bin berühmt, also bin
ich.- Mit Kindern zu philosophieren, bedeutet immer auch zu erfahren, wie klug sie sind. Wir sprachen über Glück und darüber, ob es glücklich mache, berühmt zu sein. Einige meinten, das sei nicht schlecht, andere: nein, das sei lästig, man würde überall erkannt und brauchte eine Bodygard. Einige wenige meinten, Berühmtheit bedeute doch nur Abhängigkeit von der Bewunderung durch andere. Und gefragt wurde: "Und wer ist man dann, wenn man nicht mehr berühmt ist, so für sich?"
Helmut Engels
 

„Sie posiert für die Kameras, zeigt den Fotografen ihr strahlendstes Lächeln. Wie es aber in ihr aussieht, das bleibt das Geheimnis der Schönen“, denkt sich WZ−Volontärin Christiane Schmidt zum 21. Motiv des Adventskalenders von Künstler Wilhelm Schiefer. Westdeutsche Zeitung  -  22.12.2006

 

 

Kommentare sind willkommen (bitte die Bild-Nummer vermerken)               christa_kolling@yahoo.de

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© Wilhelm Schiefer (2002)