Kunstaktion "Wachsender Adventskalender 2006" - Tag 11

Wie er da sitzt und dreinschaut und sich verhält in dieser Situation, verkörpert er das, was das Mittelalter als "acedia" bezeichnet hat: Trägheit des Herzens, Resignation, Hoffnungslosigkeit, letztlich beruhend auf einem Mangel an Gottvertrauen. Als angemessene Strafe im Jenseits stellte man sich für einen solchen Menschen die Schlangengrube vor. Mir aber kann er nur leid tun.
Helmut Engels

Der wachsende Adventskalender bringt viele Motive aus allen Lebensbereichen. Mein Eindruck zum 11. Tag:
Es ist nicht leicht, Abhängigkeit zu akzeptieren. Selbst dann nicht,wenn sie hilfreich ist und Leben und Gesundheit stabilisiert. Warum hat der Mensch so wenig Verständnis und Einsicht?
Franz-Josef Moormann

"Müßiggang ist aller Laster Anfang!" Er sitzt faul herum, sein Wille scheint getrübt. es mag vielfältige Gründe geben für den Verlust seiner Energie.  Warum ist es ihm nicht gelungen, das Steuer, das ihn durch sein Leben führt, fest im Griff zu halten?       Christa Kolling

nach den zuletzt besinnlichen und ruhigen bildern heute wieder etwas provokantes. ein kranker, der das rauchen nicht lassen kann. 
Preiserhöhungen, neue Warnhinweise, Nichtraucher-Bahnhöfe - noch nie war das Raucherleben so hart wie heute.  Anneli Palmen
 
Irgendwann hänge ich vielleicht genau so am Tropf wie dieser Kranke. Irgendwann werde ich vielleicht genau so skeptisch schauen und fragen, ob die Schläuche noch einen Sinn haben, ob das Hinauszögern des Sterbens sich noch lohnt. Aber der medizinische Fort-schritt ist ehrgeizig, er kann nicht akzeptieren, dass auch das Sterben zum Leben gehört.  Josef Grüning

Der Wohlstand, Fettleibigkeit, Rauchen und ihre Folgen sind für mich Stichworte dieses Bildes. Die Diskussionen um Rauchverbot und Gesundheitsreform drängen sich mir auf.      Inge und Franz-W. Servaes

Ein Mann sitzt in einem Regiestuhl, nur mit einer kurzen Hose bekleidet, rauchend, hinter ihm läuft ein Filmprojektor. Der Mann betrachtet den Film mit großer Skepsis während er gleichzeitig eine Infusion bekommt. Der Mann befindet sich sozusagen im Niemandsland zwischen drei Welten: Seiner Vergangenheit, seiner Zukunft und einer Gegenwart, die nicht seine eigene ist, sondern die eines Films. Der Mann weiß nicht, dass er sich in einem Niemandsland befindet, aber er spürt, dass es um seine Existenz geht und sieht skeptisch drein.  Utz Peter Greis

Da hängt er nun am Tropf – dieser arme Kerl. Vollgestopft mit dickem Wanst. Griesgrämiges Gesicht der Unzufriedenheit. In der Hand die Ersatzfluppe. Recht geschieht´s ihm, ihm Wohlstandsgenießer.  Dr. Karl Remmen

„Freundlich, warmherzig, heimelig ist diese Szene nicht. Ein Mann am Tropf, rauchend, im
Hintergrund ein Aufzeichnungsgerät? Und doch: Eine Szene der Nachdenklichkeit. Sinnen in schlechter Lage – auch ein Bild des Advents“, denkt sich WZ−Redakteurin Ulla Dahmen beim Blick auf das 11. Motiv von Wilhelm Schiefer.                             Westdeutsche Zeitung  -  12.12.2006


 

Kommentare sind willkommen (bitte die Bild-Nummer vermerken)               christa_kolling@yahoo.de

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© Wilhelm Schiefer (2002)