Rheinische Post - online      27. Mai 2008

 

Korschenbroich

Kunst im Dessousladen

VON ANGELA WILMS-ADRIANS

 

 

Korschenbroich (RP)  Beim Korschenbroicher Kunstfrühling führt die auf Gehwege gesprühte rot-gelb-grüne Blume durch die City-Galerie. Sie leitet zu den 26 Orten – von Friseursalon bis Dessousladen –, an denen Künstler ihre Arbeiten zeigen.

 

Die stilisierte Blume ist das Erkennungszeichen des Korschenbroicher Kunstfrühlings. In Rot, Gelb und Grün auf die Gehsteige gesprüht markiert sie den Weg durch die City Galerie. Äußerster Eckpunkt der 26 Ausstellungsorte ist der Kulturbahnhof.

Kulturbahnhof In Neuss haben Carola Eggeling, Hans Peter Menge und Anja Maria Strauss eine Ateliergemeinschaft, und doch nutzt ein jeder von ihnen höchst unterschiedliche Materialien für seine Arbeit. Menges Acrylbilder kontrastieren strenge geometrische Formen mit einer impulsiven Pinselführung. Anja Maria Strauss lässt sich von der Natur inspirieren, formt Gewachsenes, wie etwa Rosenstöckchen zu filigranen Objekten. Hier ist nichts geklebt, sondern kunstvoll von innen nach außen aufgebaut.

Sparkasse an der Hindenburgstraße Zwölf Künstler entfalten ein breites Spektrum zwischen Video-Installation, Bild und verschiedenen Objektbereichen. Auf der Galerie bannt Czaja Braatz’ neunteilige Arbeit „Häutung“ den Blick des Betrachters. Die archaisch anmutenden Gewänder mit sichtbaren Spuren des Zerfalls thematisieren die Vergänglichkeit und setzten dabei auf die Aussagekraft der Materialität. In dicht gereihten Zeitungscollagen greift Sabine Emmy Windeln die Fülle visueller und sprachlicher Informationen auf. Ihre Arbeit deutet durch die senkrecht hängenden schmalen Fahnen ein modernes Labyrinth an und verlangt nach Nähe, um zu sehen, dass immer nur Fragmente eines Ganzen wahrnehmbar sind. Vor zwei Jahren stellte sich Wilhelm Schiefer mit scherenschnittgleichen Arbeiten vor. Nun übertrug er die Idee auf mächtige Stahlsilhouetten, die verwirrende Größenverhältnisse, Licht und Schatten umspielen.

Dessous Leufen, Sebastianusstraße In faszinierender Leichtigkeit entfaltet sich im Schaufenster Petra Wolfs „Spiralhorn“. Die Keramikerin setzt sich stark mit Oberflächenstrukturen auseinander und beschränkt die Farbigkeit auf Weiß, Grau, Silber und natürliche Tonfärbungen.

Salon Manns „Detlef Ritz ist dem Flüchtigen auf der Spur“, schreibt Thomas Brandt, der im Friseursalon einen „Ort flüchtiger Schönheit“ entdeckt. Ritz’ auf Folien gedruckte Fotos von Frauengesichtern. besitzen den schemenhaften Hauch des kurzen Augenblicks.

Park der Niederrheinklinik Zwischen Gräsern und am Wasser stehen mahnend Vaago Weilands „Kulturwächter“ aus Lindenholz. Die zwei Meter hohen Figuren sind stark reduziert und doch hat eine jede ihren persönlichen Ausdruck. Kerben und Verwitterungsspuren im Holz wirken als Lebensspuren.

Reisebüro Dallmeier Mit expressiven Ölbildern in kräftigen Farben bestückt Jan Josef Michnia den letzten Ausstellungsort hinter der St. Andreas Kirche. Die eigenwilligen Engelsfiguren strahlen eine intensive Sinnlichkeit aus. Einen dritten Ausläufer legt die Niederrheinklinik fest.

 

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© Wilhelm Schiefer (2002)